Weingut J.G. Orb – Weine aus Westhofen
Inspiration und Antrieb
In 17. Generation betreiben die Brüder Jan und Jens das Weingut J.G. Orb in Westhofen. Dabei hatten beide beruflich ursprünglich ganz andere Pläne. Ausschlaggebend für die spätere Entscheidung war sicher die Arbeit auf dem jeweils ersten Ausbildungsbetrieb. Klaus-Peter Keller in Flörsheim-Dalsheim und Gerhard und Michael Gutzler in Gundheim. Tief inspiriert von dieser Zeit folgte die Arbeit in Weingütern in Österreich, Kalifornien, Neuseeland und Südafrika.
Potenzial in den alten Weinbergen
Nach Studium in Neustadt, Wien und Geisenheim beginnen die Brüder ab 2015 mit dem systematischen Umstieg des rein konventionell aufgestellten elterlichen Weinguts. In den alten Weinbergen, die bereits ihr Opa angepflanzt hat, sehen sie ein ungeheures Potential. Über Jahrzehnte hatte der Großvater Julius die Weinberge in den renommierten Westhofener Lagen genau beobachtet und sich so systematisch die besten Parzellen gesichert. Ein Schatz der wieder gehoben werden muss.
Kontaktdaten
- Weingut J.G.Orb
- Am Markt 9-13 – 67593 Westhofen
- Tel.: 06244 / 828
- Fax: 06244 / 57 17 6
- Email: kontakt(at)weingut-orb.de
- Internet: weingut-orb.de
Erfahrungen aus anderen Ländern
Die Erfahrungen aus anderen Ländern bestärken die Brüder in ihrem Ansatz, den Klimawandel in ihre Bewirtschaftung zu integrieren. Chardonnay und Sauvignon Blanc werden neu angepflanzt. Weitere Rebsorten wie Tannat und Cabernet Franc, die mit Hitze und fehlenden Niederschlägen besser umgehen können sind geplant. Doch auch die alten Reben sollen unbedingt erhalten werden, die tiefen Wurzeln sind unersetzbar für die Ausdruckskraft eines großen Weins. Also werden alte Weinberge mit neuen Pfählen und Drähten ausgestattet, ausgefallene Stöcke nachgeflanzt und die bestehenden Stöcke behutsam aufgerichtet. Alle Trauben werden mit der Hand gelesen und schonend verarbeitet. Dieser Ansatz mag aufwendig und teuer sein, doch am kostbarsten ist die Lebenszeit, die eine Rebe bereits hat.
Blumen & Kräutermischungen im Weinberg
Ein Weinberg besteht aber nicht nur aus Reben, sondern auch dem Bereich dazwischen. Hier pflanzen die Brüder selbst zusammengestellt Blumen- und Kräutermischungen. Verabschieden sich von Herbiziden und Insektiziden. Neues Bodenleben wird über die Jahre aufgebaut, es entsteht eine lebendige Humusschicht, die den Boden feucht hält und Schutz vor Erosion und Verdichtung bietet. Vor den Weinbergsreihen werden größere Kräuter und Gräser geflanzt, Befestigung des Hangs und Rückzugsort für Tiere. Vermehrt siedeln sich Wildbienen in den Weinbergen an: Anlass für den Kabinett „Kabienchen“, ein Riesling bei dessen Ernte besonders viele Bienen um das Leseteam herumgeschwirrt sind. 2023 pflanzen die Brüder die ersten Obstbäume in der Nähe der Weinberge. Die Früchte sollen über das ganze Jahr Nahrung für Hefen und Bakterien bieten, um dann auf die reifen Trauben überzusiedeln und eine spontane Gärung der Weine zu ermöglichen.
Neues Etikett mit eigener Bedeutung
Neben der Umstellung der Weinberge wird bei der Ausstattung der Flaschen eine Referenz zur Geschichte des Weinguts aufgebaut. Das neue Etikett orientiert sich am Design der Flaschen, die von 1920 erhalten sind. Der Stern auf dem Korken hatte eine ganz eigene Bedeutung: Aufgestempelt auf der „unschöneren“ Seite des Korks war er eine Hilfe bei der Verkorkung der Flaschen. Da jede Flasche von Hand mit einem Korken verschlossen wurde, konnte diese Person den Stern nach oben ausrichten. Die „bessere“ Seite zeigte so automatisch nach unten, zum Wein. Davon versprach man sich weniger Korkgeschmack und bessere Dichtigkeit. Heute sind moderne DIAM Korken für alle Weine im Einsatz. Sie verschließen die Flaschen perfekt und lassen den Wein perfekt reifen und sind dabei völlig geruchs- und geschmacksneutral.
Verschiedene Weine aus dem Weingut entdecken
Seit 2019 sind die Brüder voll mit in das Weingut eingestiegen. Um den Wert der Westhofener Weinberge besser hervorzustellen, haben die Brüder eine eigene Qualitätspyramide in Anlehnung an ihren Namen „O R B“ festgelegt. Im „Ort“ Segment sind leichte, trinkfreudige Cuveés zu finden. Sie sind eine Hommage an die spannungsvollen Gegensätze der Tal- und Hanglagen. Darüber folgt das „Reben“ Segment, in dem die einzelnen Rebsorten und ihr jeweiliger Charakter im Fokus stehen. Geprägt durch lange Maischestandzeit, teilweisen Ausbau im Barrique und behutsames Hefelager. Die Spitze bildet das „Boden“ Segment. Ausgewählte Bodenarten, besondere Lage und alte Reben ergeben hier aus extrem geringen Ertragsmengen sehr konzentrierte, würzig-mineralische Weine, die erst nach über 12 Monaten Hefelager abgefüllt werden. Zum 555 Jubiläum der weinbaulichen Tradition in der Familie Orb, zurückgehend auf das Jahr 1464, erschien erstmals die EDITION 555.
- 2021 wird der Betrieb von selection – Das Genussmagazin, als „sehr gut“ ausgezeichnet.
- 2022 werden die Brüder von VINUM – Magazin für Weinkultur zur Entdeckung des Jahres Rheinhessen ausgezeichnet (1,5 Sterne).
„Während manche 2019er schon recht müde wirken, ist in diesem interessanten Westhofener Gut eher das Gegenteil der Fall. Sowohl der Grauburgunder aus dem Morstein als auch der Riesling aus dem Kirchspiel präsentieren sich sehr frisch. Die Weine dieses Elf-Hektar-Guts tragen mitunter eine ganze eigene Handschrift. So ist es auch beim naturtrüben und auf der Maische vergorenen Silvaner Silvy van Air, einem speziellen, hocharomatischen Landwein. Beim Rest der Reihe bleibt die Spannung ebenfalls hoch: Der Westhofener Chardonnay ist aromatisch, der Rosé Tabula Rosa schlank und knackig, der feinherbe Riesling Kabinett hat Noten von Zitrusfrüchten und grünem Apfel. Seit 2019 sind die Söhne von Julius Georg, Jan und Jens, Mitinhaber und hauptverantwortlich für Weinbau und Keller. Der Betrieb ist zudem optisch und historisch ein Highlight: Die Vinothek logiert im kurpfälzischen Kelterhaus von 1728, sekundiert von einer gepflegten Gartenanlage aus dem Jahr 1813.“
2022 erhalten die Brüder den ersten Eintrag bei Falstaff (1 Stern)
„Jan G. und Jens G. Orb vom Westhofener Weingut J. G. Orb stellen zum ersten Mal ihre Weine vor. Erst seit 2019 sind die beiden Brüder in der Familie, die seit 1464 im Weinbau tätig und seit Generationen in der Region verwurzelt ist, für die Weinstilistik verantwortlich. Das Brüderpaar kann auf elf Hektar Weinberge in den bekannten Westhofener Lagen Kirchspiel, Morstein und Aulerde zurückgreifen, die sie inzwischen »bienenfreundlich« kultivieren, mit der Einsaat von Blumen und Kräutern. Uns gefällt die unaufgeregte Handschrift des Duos, von dem man noch einiges erwarten kann.“
Für den kommenden Jahrgang ist der Einzug ins sanierte, 8 Meter tiefe Kellergewölbe geplant. Für die Kühlung der Moste und Weine kann so viel Energie gespart werden. Auch in heißen Sommern bleiben Temperatur und Luftfeuchte konstant. Ideal für die lange Lagerung von Wein. Ein weiterer Schritt, das Weingut im Klimawandel aufzustellen.
