
Die Südsteiermark, oft als die „österreichische Toskana“ bezeichnet, ist nicht nur eine der malerischsten, sondern auch eine der dynamischsten Weinregionen Europas. Geprägt von einer dramatischen Hügellandschaft, deren extreme Steillagen den Weinbau zur Schwerarbeit machen, bietet das Gebiet rund 2.700 Hektar Rebfläche für überwiegend Weissweinsorten.
Die Weinstadt Leibnitz ist auch die Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks, und als „Tor zur Südsteiermark“ bekannt. Die südsteirische Weinstrasse hat hier ihren Ausgangspunkt, uns verläuft über weite Strecken an der Grenze zu Slowenien, vorbei an Buschenschänken und den besten Lagen der Gegend.
Das Terroir ist dabei der Schlüssel zum Erfolg: Die Böden sind eine komplexe Mischung aus Schiefer, Sand, Mergel und dem charakteristischen Opok (Kalkmergel), welche den Weinen eine unverwechselbare Mineralität verleihen.
Klimatisch herrscht ein Übergang von pannonischen, alpinen und südeuropäischen Einflüssen. Entscheidend für die intensive Aromatik und die lebendige Frische der Weine sind die grossen Temperaturunterschiede zwischen warmen Tagen und kühlen Nächten, besonders im Herbst. Diese Kombination aus anspruchsvollen Böden, steilen Hängen und einem kühlen, von Gegensätzen geprägten Klima ist das Fundament für die einzigartige Stilistik der südsteirischen Weine- aromatisch, elegant, straff und von einem lebhaften Trinkfluss.
Der unangefochtene Star: Sauvignon Blanc
Der Sauvignon Blanc ist der unbestrittene König der Südsteiermark und die Rebsorte, die dem Gebiet zu internationalem Renommee verholfen hat. Mit einem Anteil von über 25 Prozent an der gesamten Anbaufläche ist er die dominierende Sorte.
Charakteristik: Südsteirischer Sauvignon Blanc zeichnet sich durch seine kristallklare Frische und eine prägnante, aber nicht aggressive Säure aus. Im Duft präsentiert er eine beeindruckende aromatische Bandbreite, die von typischen Noten wie Stachelbeere, Holunderblüte, grünem Paprika und Brennnessel bis hin zu subtileren, exotischen Anklängen reichen kann. Die Weine von den steilen, kargen Rieden, insbesondere im Sausal, zeigen eine ausgeprägte salzige Mineralität und besitzen ein hervorragendes Lagerpotenzial. Hier unterscheidet er sich signifikant von vielen internationalen Pendants und entwickelt mit Reife eine würzige Komplexität.
Stilistik: Die Winzer keltern den Sauvignon Blanc in allen Qualitätsstufen des Südsteiermark DAC-Systems: vom jugendlich-frischen Gebietswein bis hin zum tiefgründigen, oft im Holz ausgebauten Riedenwein. Die Top-Lagen-Weine werden oft erst nach längerer Reifezeit freigegeben und gelten als die Speerspitze der steirischen Weinkunst.
Die Duft- und Frische-Garanten
Drei weitere Weissweinsorten sind für den typischen, duftigen und spritzigen Stil der Südsteiermark von essenzieller Bedeutung und sehr beliebt:
Gelber Muskateller
Als klassische Aromasorte steht der Gelbe Muskateller mit rund 14 Prozent der Anbaufläche hoch im Kurs. Er verkörpert die Leichtigkeit und den unbeschwerten Trinkgenuss der Region.
Charakteristik: Er ist der Inbegriff eines Aperitifweins. Sein Duft ist intensiv und betörend, dominiert von Aromen wie Holunderblüte, Muskattraube, Zitrusfrüchten und einem Hauch von Würze. Er wird fast ausschliesslich im Stahltank ausgebaut, um seine sortentypische Aromatik und seine lebendige Säure zu bewahren. Er ist ein idealer Begleiter zur leichten Frühlings- und Sommerküche.
Welschriesling
Der Welschriesling ist mit über 15 Prozent Anbaufläche nach wie vor eine der tragenden Säulen. Historisch gesehen war er oft die wichtigste Sorte, bevor der Sauvignon Blanc seinen Aufstieg feierte.
Charakteristik: Er liefert Weine, die für ihre schlanke Struktur, ihren lebhaften, herzhaften Charakter und ihre unkomplizierte Art geschätzt werden. Im Geschmack dominieren frische, fruchtige Noten von grünem Apfel und Zitrus. Insbesondere als DAC-Gebietswein wird der Welschriesling jung und frisch genossen.
Riesling
Obwohl der Riesling mengenmässig eine kleinere Rolle spielt, liefert er in der Südsteiermark herausragende Qualitäten, vor allem in den Schieferlagen des Sausals (z. B. Kitzeck).
Charakteristik: Der steirische Riesling zeichnet sich durch seine Mineralität und eine straffe, rassige Säure aus. Im Vergleich zu deutschen oder elsässischen Rieslingen ist er oft schlanker und trockener, mit Aromen von Pfirsich, Aprikose und einem feinen Schieferton.
Eleganz und Tiefe: Die Burgunder-Familie
Die Burgundersortenhttps://weinonaut.de/welche-weine-kommen-aus-dem-burgund/ sind der Gegenpol zu den spritzigen Aromarebsorten und stehen für Weine mit mehr Körper, Komplexität und Reifepotenzial.
Weissburgunder (Pinot Blanc)
Der Weissburgunder (oder Pinot Blanc) ist eine der bedeutendsten Burgundersorten der Südsteiermark.
Charakteristik: Er vereint Finesse und Fülle. Die Weine zeigen eine elegante Säurestruktur und dezente, nussige Aromen, untermalt von Noten nach Birne und einem feinen Schmelz. Er wird sowohl im Stahltank als auch in grossen Holzfässern ausgebaut, um seine Struktur und Tiefgründigkeit zu betonen.
Morillon (Chardonnay)
Der in der Steiermark traditionell so genannte Morillon ist identisch mit der internationalen Sorte Chardonnay.
Charakteristik: Morillon zeigt in der Südsteiermark oft einen kühlen, mineralischen Charakter. Je nach Ausbau- und Lagenstil reicht das Spektrum von frischen, fruchtbetonten Weinen bis hin zu opulenten, im Barrique gereiften Spitzengewächsen, die an ihre burgundischen Vorbilder erinnern. Sie zeichnen sich durch Aromen von Ananas, Haselnuss und eine cremige Textur aus.
Das Herkunftssystem: Südsteiermark DAC
Um die herkunftstypischen Weine der Region zu schützen und ihre Qualität zu unterstreichen, hat das Gebiet das DAC-System (Districtus Austriae Controllatus) eingeführt, das sich in drei Stufen gliedert:
- Gebietswein (Südsteiermark DAC): Diese Weine verkörpern den regionalen Stil- leicht, frisch und fruchtbetont. Sie kommen frühestens ab dem 1. März (Welschriesling bereits ab 1. Dezember) des Folgejahres in den Verkauf und müssen trocken ausgebaut sein (maximal 4,0 g/l Restzucker).
- Ortswein (Südsteiermark DAC mit Ortsangabe): Hier wird der Herkunftsgedanke enger gefasst. Die Weine stammen aus fünf definierten Weinbaugemeinden oder ortsübergreifenden Gebieten (Kitzeck-Sausal, Eichberg, Leutschach, Gamlitz, Ehrenhausen) und drücken bereits deutlicher die lokalen Terroir-Merkmale aus. Sie sind ab dem 1. Mai des Folgejahres verfügbar.
- Riedenwein (Südsteiermark DAC mit Riedenbezeichnung): Dies ist die Spitze der Qualitätspyramide. Die Weine stammen aus den besten, namentlich bekannten Einzel-Lagen, den sogenannten Rieden. Sie sind die komplexesten, ausdrucksstärksten und langlebigsten Weine der Region und spiegeln das Mikroklima und den spezifischen Boden ihrer Herkunft wider. Sie haben die längste Reifezeit vor der Freigabe.
Die beliebtesten Weine der Südsteiermark sind somit untrennbar mit der Herkunft verknüpft: Es sind elegante, präzise Weissweine, die durch das Zusammenspiel von kühlem Klima, steilen Hängen und mineralischen Böden ihren unverwechselbaren Charakter erhalten.